Liebe Gemeinde in Wohltorf und am Krabbenkamp,

so beginnen alle Gemeindebriefe. Auch die alten Briefe können Sie hier noch einmal lesen.
Hier sind die Gemeindebriefe des Jahres 2004 und vom Dezember 2003.

12/2004, 11/2004, 10/2004, 09/2004, 08/2004, 07/2004, 06/2004, 05/2004, 04/2004, 03/2004, 02/2004, 01/2004, 12/2003

Dezember 2004

Liebe Gemeinde in Wohltorf und am Krabbenkamp,

Foto: Engel aus dem Engel-Projekt in der Wohltorfer KircheWir leben in einer rationalen Welt: Zahlen und Fakten, sachliche Argumente und nüchterne Tatsachen bestimmen unseren Alltag. Aber mindestens einmal im Jahr wird der feste Boden unter unseren Füßen ein wenig weicher, werden die Wände, die unseren Alltag einschließen, transparenter und lassen auch andere Dimensionen des Lebens ahnen. In der Advents- und Weihnachtszeit spüren wir deutlicher als sonst, dass wir vielleicht nicht nur in der seelenlosen Welt kalter Naturgesetze leben, sondern dass vielleicht mehr Wärme, Liebe und Freundlichkeit im Universum vorhanden ist, als wir gemeinhin zu hoffen wagen. Einstein hat einmal vorsichtig sein "wissenschaftliches" Glaubensbekenntnis formuliert: "Ich glaube, dass das Universum uns freundlich gesinnt ist." Zu dieser Überzeugung brachte ihn die Beobachtung der erstaunlichen physikalischen Grundkonstanten und "Zufälle", die in diesem doch augenscheinlich so chaotischen Universum die Entwicklung und den Schutz von Leben und Bewusstsein und die Erfahrung von Glaube, Liebe und Hoffnung ermöglicht haben. Ein Bild für die wundervolle Wirklichkeit unseres Lebens sind die Engel. Gerade in der Adventszeit beginnen sie wieder zu fliegen und wecken fast vergessene Erinnerungen und Ahnungen. Mit einer Konfirmandengruppe hat meine Frau sich an einem Kunstprojekt des Kirchenkreises zum Thema Engel beteiligt. Biblische Geschichten, eigene Gedanken und Gedichte und nicht zuletzt eine künstlerische Installation zu Jakobs Traum sind verbunden zu einem "Gesamtkunstwerk", das bei dem Wettbewerb unseres Kirchenkreises mit dem 1. Preis ausgezeichnet wurde. Wir möchten Ihnen das Projekt gerne vorstellen und laden Sie deshalb zu zwei Gottesdiensten (am 3. und 4. Advent) ein. Lassen Sie sich neu in die Welt der Engel entführen. Als kleine Vorbereitung schlage ich Ihnen vor, dass Sie ein kleines Weihnachtsgedicht schreiben, das mit den Worten beginnt: "Manchmal wünschte ich, ein Engel käme und...." und dann schreiben Sie weiter, was Ihnen so einfällt. Damit stimmen Sie sich selbst ein wenig auf die "Engelgottesdienste" und das Weihnachtsfest ein.

Wir wünschen Ihnen, dass sich Ihnen die Dimension der Engel in dieser Weihnachtszeit neu erschließt.

Ihr Pastor Erich Zschau

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November 2004

Liebe Gemeinde in Wohltorf und am Krabbenkamp,

Die Natur ist ein Spiegel des menschlichen Lebens, weil wir selbst ein Teil der Natur sind. Im Herbst werden wir besonders schmerzhaft an unsere eigene Vergänglichkeit erinnert: „Der Garten trauert, kühl sinkt in die Blumen der Regen. Der Sommer schauert still seinem Ende entgegen.“ (Hermann Hesse) Oder Peter Huchel: „Still das Laub am Baum verklagt...“Oder Rilke: „Die Blätter fallen.... Wir alle fallen. Diese Hand da fällt und sieh dir andre an: Es ist in allen... Und in den Nächsten fällt die schwere Erde aus allen Sternen in die Einsamkeit.“ Man kann sich im Herbst aber auch von der noch einmal aufblühenden Schönheit des Herbstes überraschen lassen: „Dies Farbenspiel vor dem Ade, Blumenschaum vor dem Ade“. (Rose Ausländer) oder Peter Huchel: „Durchsüßt ist jedes Sterben von der Luft, vomroten Rauch der Gladiolen...“ Man kann ganz positiv Herbst und Winter als Ruhestand des Jahres sehen: „Nun gönnt sich das Jahr eine Pause. Der goldne September entwich.“ (Mascha Kaléko) In dieser nahe liegenden Schwermut über Endlichkeit und Vergänglichkeit kann man aber auch nach Trost und Hoffnung suchen und Erfahrungen zulassen, die unbekannte Kräfte wecken und Grund zur Hoffnung in herbstlichen Erfahrungen entdecken: „Unter fallenden Kastanien den Garten umarmen... Sich an allen Ecken wundstoßen... und ganz bleiben.“ (Rose Ausländer) Oder noch einmal Rilke: „Und doch ist einer der dies fallen unendlich sanft in seinen Händen hält.“ Die Trauer um die Sterblichkeit sucht nach einem Hoffnungsschimmer neuen Lebens. Nicht umsonst schmücken wir die Särge mit unserer Toten mit Blumen, den Vorzeichen neu aufblühenden Lebens. Und selbst Paulus nutzt das Bild von Werden und Vergehen, um seine Botschaft von der Auferstehung der Toten plausibel zu machen: „Es wird gesät verweslich und wird auferstehen unverweslich. Es wird gesät in Schwachheit und wird auferstehen in Kraft. Es wird gesät ein natürlicher Leib und wird auferstehen ein geistlicher Leib.“ (1. Korinther 15, 42ff) Nicht umsonst begeht auch die Kirche in dieser Jahres- Endzeit den Totensonntag als Ewigkeitssonntag, als Tag der Mahnung an die Lebenden, bewusster zu leben und zugleich als Tag der Hoffnung auf einen neuen Anfang durch Gottes gnädiges Erbarmen.

Ich wünsche Ihnen gute und tiefe Gedanken in dieser besonderen Zeit.

Ihr Pastor Erich Zschau

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Oktober 2004

Liebe Gemeinde in Wohltorf und am Krabbenkamp,

Unsere Kirchenleitung, besonders unsere Bischöfe, sind mit der Reform der Kirche so beschäftigt, dass normale Sterbliche sie kaum zu Gesicht bekommen. In den Medien bekommt man ab und zu zu hören, warum eine Reform der Bischofssitze nicht in Frage kommt oder wie schwierig die Reformation der gegenwärtigen Kirche ist.
Und nun bekommen wir - ausgerechnet am Reformationstag - hohen Besuch aus Lübeck. Unsere Bischöfin Bärbel Wartenberg-Potter wird Reinhard Peters, unserem langjährigen treuen Prediger die Bugenhagenmedaille für seinen ehrenamtlichen lebenslangen Einsatz für die Kirche verleihen. Dieser Festgottesdienst findet ausnahmsweise um 14.30 Uhr statt. (Am Morgen leitet die Bischöfin schon einen Festgottesdienst im Ratzeburger Dom.) Wir dürfen uns glücklich schätzen, dass sie den weiten Weg nach Wohltorf nicht scheut und in diesem Gottesdienst und beim anschließenden Empfang bei uns sein wird. Auch unser Propst, Peter Godzik, wird kommen. Im Mittelpunkt steht die Ehrung eines engagierten Christen, der von Jugend an in vier verschiedenen evangelischen Landeskirchen das geistliche Leben mit gestaltet hat. Wer weiß, vielleicht weht ja an so einem besonderen Tag auch der Geist des Bugenhagen, der vor 500 Jahren zum Reformator Hamburgs geworden ist.
Nach dem Empfang im Gemeindehaus können Sie um 17:00 Uhr sogar noch ungewöhnliche Szenen aus "Beckers kleinem Welttheater" genießen. Hier erscheint die Lebensgeschichte des D. Martin Luther zum ersten Mal als Puppenspiel (Aus Krankheitsgründen allerdings nur als Videoaufzeichnung).

Dieses besondere Ereignis sollten Sie sich nicht entgehen lassen!

Ihr Pastor Erich Zschau

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September 2004

Liebe Gemeinde in Wohltorf und am Krabbenkamp,

Martin Luther gehört zu den ganz Großen der Weltgeschichte. Ohne ihn wäre die Reformation nicht denkbar. Ohne die Reformation hätte es sicher keine Aufklärung, keine moderne Demokratie und keine Menschenrechte gegeben. Dabei hat Luther jahrelang sein Leben riskiert und bis an sein Lebensende den Bannfluch der Kirche und ein Leben als (von Kaiser und Reich) Geächteter in Kauf genommen. Dass er diese permanente Bedrohtheit überhaupt überlebt hat, war nicht vorhersehbar und ist ganz bestimmten „Zufällen“ zu verdanken.

Martin Luther gehört zu den ganz Großen der Weltgeschichte. Zugleich wissen wir meist sehr wenig von ihm und über ihn. Das soll sich jetzt ändern. Wir planen ein MARTIN – LUTHER – PROJEKT mit Film, Theater und Gesprächsabenden.
Das Programm beginnt mit dem neuen Film LUTHER aus dem Jahre 2003 mit Ralph Fiennes in der Hauptrolle. (20.10.2004, 20:00 Uhr). Am 27.10.2004 sprechen wir über den Film, Luthers Leben und seine Ziele. Am 31.10.2004 sehen wir um 17:00 Uhr ein Puppenspiel über das Leben des Reformators mit einer Truppe aus Kiel unter der Leitung von Pastor Reinhold Becker und am 03.11.2004 treffen wir uns um 20:00 Uhr zum abschließenden Gesprächsabend über LUTHER HEUTE: Wo brauchen wir Reformation?

Martin Luther kann uns vielleicht helfen, unsere Zeit und ihre Defizite besser zu verstehen. Es lohnt sich, sich mit diesem „religiösen Genie“ zu beschäftigen, der auch unsere Zeit vielleicht stärker geprägt hat als irgendjemand sonst.

Noch einmal die Termine:
20.10.2004 20:00 Uhr: Filmabend: Martin Luther (2003) mit Ralph Fiennes in der Titelrolle.
27.10.2004 20:00 Uhr: Gesprächsabend: Film, Martin Luther, der Film und die Wirklichkeit seines Lebens.
31.10.2004 17:00 Uhr: Martin Luther: Ein Reformator und sein Leben. Ein Puppenspiel von Reinhold Becker.
03.11.2004 20:00 Uhr: Gesprächsabend: Martin Luther heute: Was hat er uns zu sagen?

Lassen Sie sich überraschen von der Aktualität eines ziemlich Unbekannten.

Ihr Pastor Erich Zschau

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August 2004

Liebe Gemeinde in Wohltorf und am Krabbenkamp,

Pilgern. Wandern. Reisen. - Gemeinsam Unterwegs.

Skizze: Wanderer an Kreuzung mit WegweisernMobilität ist Trumpf. Schnell von einem Ort zum anderen kommen. Abkürzungen zum Ziel finden. Immer schneller immer weiter zu kommen ist das Ziel unserer modernen Fortbewegungsmittel. Allmählich merken aber viele wieder: Der Weg ist das Ziel (jedenfalls ein wichtiger Teil davon). Unterwegs-Sein ist eine wichtige Lebenserfahrung. Heute werden die eigenen Füße wieder entdeckt. Wandern ist gesund. Nordic Walking kann u.U. sogar die Krankenversicherung verbilligen.Pilgern wird neu entdeckt: Gemeinsam mit anderen macht man sich auf den Weg zu einem gemeinsamen Ziel, ist bereit für ungewohnte Erfahrungen und lernt wieder, bewusst auf eigenen Füßen zu gehen und zu entdecken, dass Gehen eine Art Meditation sein kann. Auf diesem Wege möchten wir neue Erfahrungen machen. Wir wollen uns aufmachen vom 3. bis zum 8. Oktober 2004 zu einem Pilgerweg in Richtung Santiago de Compostela. Die erste Etappe geht von Köln in Richtung Trier. In den kommenden Jahren wollen wir diese Reise fortsetzen. Vielleicht haben Sie Lust und Zeit, mitzukommen? Dann kommen Sie zu unserem

Informationsabend zur Pilgerfahrt
am Mittwoch, den 18. August um 20 Uhr im Gemeindehaus.

Ihre Barbara Holthaus und Erich Zschau

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Juli 2004

Liebe Gemeinde in Wohltorf und am Krabbenkamp,

Noch niemand weiß, was aus der Kirche wird und ob wir die Kraft haben werden, es auch in schweren Zeiten mit dem Glauben zu versuchen, nach Gott zu suchen und in der Kirche auf dem Weg zu bleiben. Natürlich hat jeder "seinen eigenen Glauben", aber ohne Gemeinschaft bleibt der Glaube des Einzelnen an seine eigne Kraft und Kreativität gebunden. Es gibt kein Netz mehr, das den Einzelnen auffängt. Darum würde ich uns wünschen, dass Kirche auch in Wohltorf bleibt und hier ihren festen Standort behält.
Darum habe ich mich auch gefreut über viele Reaktionen auf die Gründung des "Vereins der Freunde und Förderer der Heilig-Geist-Kirche in Wohltorf". Inzwischen sind fast 60 Menschen Mitglied im Verein geworden und wollen seine Ziele unterstützen. Einige sind wieder in die Kirche eingetreten, weil ihnen klar geworden ist, dass auch an ihnen die Zukunft unserer Kirche hängt. Und eine engagierte Frau aus dem Krabbenkamp schrieb mir sogar einen Brief für unsere Gemeinde und wies darauf hin, dass Rentner und Rentnerinnen meist keine Kirchensteuer zahlen, wenn sie nicht gerade wegen größeren Besitzes zur Einkommenssteuer herangezogen werden.
Frau Schmid-Carlshausen schreibt:

Liebe Rentner und Rentnerinnen in der Kirchengemeinde Wohltorf und am Krabbenkamp,
waren Sie auch erschrocken über den Bericht von Pastor Zschau in "aktuell" vom Mai 2004? Wenn die Finanzmittel der Kirchengemeinde bald nicht mehr ausreichen, um eine volle Pfarrstelle zu finanzieren, dann ist die Weitergabe der christlichen Botschaft in unserer Gemeinde bedroht. Das kann uns nicht gleichgültig sein!
Ich muss sagen, dass ich selten an Gottesdiensten teilnehme, aber ich bin Christin, und ich möchte,
  • dass alle, die das Bedürfnis haben, jederzeit an Gottesdiensten teilnehmen können,
  • dass die Kinder und Jugendlichen im christlichen Glauben unterrichtet werden und ihn als Chance für ihr Leben verstehen lernen,
  • dass wichtige Stationen unseres Lebens wie Taufe, Konfirmation und Hochzeit kirchlich begleitet werden können und dabei die zu übernehmende Verantwortung im christlichen Sinne deutlich wird.
  • Und schließlich möchte ich auch, dass die Trauergemeinde bei Beerdigungen nicht nur Lobpreisungen über den Verstorbenen hört, sondern sinnvolle christliche Erkenntnis und Tröstung.
Sie wollen das auch? Dann mache ich folgenden Vorschlag:
Die meisten von uns Rentnern brauchen keine Kirchensteuer bezahlen! Es gibt also wirklich noch etwas, was umsonst ist!
Die meisten von uns sind aber in der Lage, regelmäßig einen kleinen Obulus für unsere Kirche beizusteuern.
Wenn wir uns freiwillig verpflichten, einen kleinen Beitrag als "private" Kirchensteuer abzugeben, würde das sicher dazu beitragen, unsere Kirche im Dorf zu behalten.

Mit freundlichen Grüßen,
Ute Schmid- Carlshausen (Krabbenkamp)

Dieser Brief - und viele andere Reaktionen - zeigt: Es gibt mehr Interesse an dem Fortbestand der Kirche als man gemeinhin denkt. Ich danke allen für Anregungen und Vorschläge.

Ich wünsche Ihnen gute Erholung und dass die Sonne sich noch durchsetzt gegen Kälte, Regen und trüben Sinn.
Ihr Pastor Erich Zschau

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Juni 2004

Liebe Gemeinde in Wohltorf und am Krabbenkamp,

Grafik: Pastor auf Wanderschaft mit Kirche auf dem WagenWer sich etwas ausführlicher mit der Situation zwischen Wohltorf und Aumühle befasst, trifft auf das Thema der Unterschiedlichkeit der beiden Orte. Man kriegt das Phänomen nicht so recht zu fassen, aber anscheinend gibt es eine Reihe von markanten Unterschieden. "Die Aumühler seien bürgerlicher", kann man hören und "Wohltorf ist im Kern immer noch ein Bauern- und Handwerkerdorf." Dann nehmen manche aus den beiden Orten eine Arroganz auf der anderen Seite wahr, während die Bevölkerung des eigenen Ortes als "normal" angesehen wird. Selbst Alteingesessene sprechen von erkennbaren Unterschieden zwischen den beiden Orten. Aber worin diese Unterschiede in der Mentalität und im Verhalten genau bestehen, lässt sich nur schwer ausmachen.
Ich vermute, dass gewisse Unterschiede zwischen den beiden Orten schon bestehen. Und warum auch nicht? "Es lebe der kleine Unterschied!" ist der Wahlspruch einer die Kontraste geradezu genießenden Gruppe. Es heißt ja nicht zufällig: "Gegensätze ziehen sich an." So lange aus den Unterschieden keine unterschiedliche Bewertung wird, ist ja alles in Ordnung. Erst wenn jede Seite versucht, die andere herabzusetzen, um sich selbst ins rechte Licht zu setzen, wird es gefährlich. Machen wir die Probe aufs Exempel: Sicher gibt es Unterschiede zwischen den Kirchen Aumühle und Wohltorf. Formen und Stil der Gottesdienste unterscheiden sich zum Teil. Aber muss man deswegen die eine Form für die bessere erklären? "Über Geschmack lässt sich nicht streiten." sagt der Volksmund ganz richtig. Streiten sollte man nicht. Aber man kann ja versuchen, die Unterschiede einfach mal zur Kenntnis zu nehmen und sie auf sich wirken lassen, ohne Zensuren zu verteilen. Vielfalt ist doch gerade ein Zeichen von Reichtum. Und in einer Zeit, in der auch die Kirchengemeinden mehr zusammenarbeiten müssen, weil die einzelnen Gemeinden nicht mehr genug Mittel haben, um die Gemeindearbeit im bisherigen Stil fortzusetzen. Da kann Zusammenarbeit eine Chance zu mehr Vielfalt sein. Wir, die Gemeinden von Aumühle und Wohltorf, wollen aus der Not eine Tugend machen und Wege zu stärkerer Zusammenarbeit versuchen. Im Sommer wollen wir etwas mehr zusammenrücken. Und zwar in der Form, dass wir zweimal nur einen Gottesdienst für Aumühle und Wohltorf anbieten:Am 4. Juli findet Gottesdienst nur in der Aumühler Kirche statt. Den werde ich (Pastor Zschau) halten. Am 18. Juli gibt es nur Gottesdienst in Wohltorf - und zwar mit Pastor Rössler. Damit wollen wir auch selbst den Versuch machen, etwas vom Stil der jeweils anderen Gemeinde kennen zu lernen und den eigenen Horizont zu erweitern. Neben gemeinsamen Jugendgottesdiensten, Kontaktbesuchen zwischen den Kirchenvorständen und einer gewissen Zusammenarbeit in der Kirchenmusik ist das ein weiteres Feld, auf dem unsere Gemeinden, die so wenig voneinander wissen, einander begegnen und vielleicht auch etwas näher zusammenwachsen könnten.
Ich vermute, dass gewisse Unterschiede zwischen den beiden Orten schon bestehen. Und warum auch nicht? "Es lebe der kleine Unterschied!" ist der Wahlspruch einer die Kontraste geradezu genießenden Gruppe. Es heißt ja nicht zufällig: "Gegensätze ziehen sich an." So lange aus den Unterschieden keine unterschiedliche Bewertung wird, ist ja alles in Ordnung. Erst wenn jede Seite versucht, die andere herabzusetzen, um sich selbst ins rechte Licht zu setzen, wird es gefährlich. Machen wir die Probe aufs Exempel: Sicher gibt es Unterschiede zwischen den Kirchen Aumühle und Wohltorf. Formen und Stil der Gottesdienste unterscheiden sich zum Teil. Aber muss man deswegen die eine Form für die bessere erklären? "Über Geschmack lässt sich nicht streiten." sagt der Volksmund ganz richtig. Streiten sollte man nicht. Aber man kann ja versuchen, die Unterschiede einfach mal zur Kenntnis zu nehmen und sie auf sich wirken lassen, ohne Zensuren zu verteilen. Vielfalt ist doch gerade ein Zeichen von Reichtum. Und in einer Zeit, in der auch die Kirchengemeinden mehr zusammenarbeiten müssen, weil die einzelnen Gemeinden nicht mehr genug Mittel haben, um die Gemeindearbeit im bisherigen Stil fortzusetzen. Da kann Zusammenarbeit eine Chance zu mehr Vielfalt sein. Wir, die Gemeinden von Aumühle und Wohltorf, wollen aus der Not eine Tugend machen und Wege zu stärkerer Zusammenarbeit versuchen. Im Sommer wollen wir etwas mehr zusammenrücken. Und zwar in der Form, dass wir zweimal nur einen Gottesdienst für Aumühle und Wohltorf anbieten:Am 4. Juli findet Gottesdienst nur in der Aumühler Kirche statt. Den werde ich (Pastor Zschau) halten. Am 18. Juli gibt es nur Gottesdienst in Wohltorf - und zwar mit Pastor Rössler. Damit wollen wir auch selbst den Versuch machen, etwas vom Stil der jeweils anderen Gemeinde kennen zu lernen und den eigenen Horizont zu erweitern. Neben gemeinsamen Jugendgottesdiensten, Kontaktbesuchen zwischen den Kirchenvorständen und einer gewissen Zusammenarbeit in der Kirchenmusik ist das ein weiteres Feld, auf dem unsere Gemeinden, die so wenig voneinander wissen, einander begegnen und vielleicht auch etwas näher zusammenwachsen könnten.
Ich würde mich jedenfalls freuen, wenn Sie mich am 4. Juli nicht alleine nach Aumühle gehen ließen. Ebenso hoffe ich, dass viele Aumühler am 18. Juli zu uns in die Kirche kommen. Das sollten sie sich nicht entgehen lassen.

Ich wünsche Ihnen die Vorfreude auf den Sommer.
Ihr Pastor Erich Zschau

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Mai 2004

ZUKUNFT DER KIRCHE IN WOHLTORF -
Anmerkungen zu unserem Gemeindeabend: "Lasst die Kirche im Dorf!"

Liebe Gemeinde in Wohltorf und am Krabbenkamp,

Auch die Kirche steckt in einer Krise, so viel ist sicher. Und natürlich hat die Gesamtkrise der Kirche Auswirkungen auf jede Gemeinde, auch auf Wohltorf: Mit den Finanzmitteln, die der Gemeinde zur Verfügung gestellt werden, lässt sich die bisherige Arbeit nicht fortsetzen. In den vergangenen vier Jahren hat auch unsere Gemeinde 25% der finanziellen Zuweisungen vom Kirchenkreis verloren. Auch die Pfarrstelle wird ab 2005 um 25% gekürzt. Mit diesen dramatischen Einschränkungen lässt sich die bisherige Gemeindearbeit natürlich nicht so einfach fortsetzen.
Wir brauchen eine nachhaltige Strategie für die Zukunft. Wie in jeder Krise, stecken auch in dieser Risiken und Chancen. Vielleicht entwickeln sich in dieser Krise ja neue geistige Kräfte und menschliche Potentiale. Auf jeden Fall steckt in ihr die Chance zu einem Neubeginn.
Äußerlich gesehen geht es nur um die finanzielle Absicherung der bisherigen Arbeit. In Wirklichkeit geht es um eine neue Qualität, um ein neues Modell von Kirche. Da geht es zum Einen um die Finanzierung, um die Sicherstellung der kirchenmusikalischen Arbeit, um den Erhalt der vollen Pfarrstelle, die von der Nordelbischen Kirche nicht mehr voll finanziert werden kann, um Angebote für Kinder und Jugendliche.
Um diese Ziele zu erreichen, wurde ein "Verein der Freunde und Förderer der Heilig?Geist?Kirche Wohltorf e.V." gegründet, der dazu beitragen soll, die finanziellen Mittel für diese Arbeitsgebiete zu sichern. Ich selbst möchte mich gerne verstärkt um seelsorgerliche und theologische Aufgaben kümmern, um Glaubensseminare und kreative Projekte.
Wir müssen als Kirche dem geistlichen Vakuum unserer Zeit etwas entgegensetzen, sollten uns verstärkt mit dem Problem des Fundamentalismus, dem Verhältnis von Islam und Christentum und unseren eigenen religiösen Wurzeln auseinandersetzen.
Als Pastor bin ich allerdings von Amtshandlungen, Gottesdiensten und ständig zunehmenden Verwaltungsfragen dermaßen in Anspruch genommen, dass ich immer zu wenig Zeit für die Dinge finde, die mir so sehr am Herzen liegen. Deshalb habe ich mich entschlossen, von einer Möglichkeit Gebrauch zu machen, die nur noch bis zum Dezember 2004 zur Verfügung steht, und zwar auch nur für Pastoren, die von Stellenkürzungen betroffen sind. Selbstverständlich werde ich meine Arbeit als Vorruheständler auf einer 3/4 Stelle für ein ganzes Jahr fortsetzen, um der Gemeinde eine Vakanzzeit zu ersparen.
Bis Ende 2005 ist Zeit, nach einem geeigneten Pastor oder einer Pastorin Ausschau zu halten. Der frisch gegründete Verein will dazu beitragen, diesem Pastor eine volle Stelle zu sichern, um auch die Gemeindearbeit in der bisherigen Intensität zu erhalten.
Ich selbst möchte dann gerne "ehrenamtlich" weiterarbeiten und mich zusammen mit meiner Frau intensiver um Glaubensseminare, Kommunikation und Kunst und Kirche kümmern. An Ideen hat es uns noch nie gefehlt. Außerdem wollte ich schon immer eine "Sacro-Pop-Gruppe" mit Jugendlichen gründen.
So weit in Kürze etwas über die zukünftige Perspektive der Wohltorfer Kirchengemeinde. Sie sind herzlich eingeladen, dem Verein der Freunde und Förderer der Heilig-Geist-Kirche beizutreten. Satzung und Beitrittsformulare bekommen Sie im Kirchenbüro, nach den Gottesdiensten, auf der Internetseite des Vereins unter "Download" oder beim Vorsitzenden Michael Oldag, Kastanienallee 14 c, Tel. 4313.

In herzlicher Verbundenheit
Ihr Pastor Erich Zschau

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April 2004

Liebe Gemeinde in Wohltorf und am Krabbenkamp,

Grafik Kreuz mit Rose: Ostern unsere HoffnungAlle Jahre wieder feiern wir auch das Osterfest. Man weiß, was kommt: Auf Karfreitag folgt der Ostermorgen. Nach der Auseinandersetzung mit der Passionszeit folgt die Verkündigung der Osterbotschaft: "Der Herr ist auferstanden" - wie das Amen in der Kirche. Man lässt sich nur noch beruhigen, hört gar nicht mehr richtig zu und bleibt gleich bei der Tagesordnung. So gehen wir normalerweise mit dem Osterthema um. Dabei ist jedes Osterfest die Gelegenheit, sich auf etwas ansprechen zu lassen, was uns zum Leben helfen könnte. Es geht darum, dass der österliche Geist unseren eigenen Geist beflügelt und mitreißt. Dass Gott Jesus auferweckt hat, ist ja nicht nur die Behauptung eines Wunders inmitten einer ansonsten "normalen" Welt. Es bedeutet, dass Gott das Leben und die Botschaft Jesu "ratifiziert", seiner Lebenspraxis und seiner Lebenswahrheit Recht gibt. Es geht um seine Behauptung vom Sinn eines jeden Menschenlebens, so dass es keine hoffnungslosen Existenzen mehr gibt. Es geht darum, wie wir miteinander umgehen, um eine Lebensweise, in der wir nicht ständig miteinander konkurrieren, sondern uns gegenseitig wahrnehmen als Geschöpfe einer unendlichen Liebe. Es geht darum, dass wir vom Hohen Ross herabsteigen und es auch wagen, die eigenen Defizite wahrzunehmen. Erst dann wird es gelingen, dass wir einander gelten lassen, auch die "Looser" und die "Gescheiterten". Es geht um den Einbruch von mehr Leben und Hoffnung in unseren ganz normalen bürgerlichen Alltag.

Ich wünsche Ihnen ein fröhliches Osterfest
Ihr Pastor Erich Zschau

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März 2004

Liebe Gemeinde in Wohltorf und am Krabbenkamp,

Wir befinden uns immer noch in der größten Krise seit dem 2. Weltkrieg: Die Zahl der Arbeitslosen bleibt beängstigend. Die Wirtschaft kommt nicht richtig in Gang. Die angekündigten Reformen haben keinen durchschlagenden Erfolg. Auch in den Kirchen sieht es kritisch aus: Etliche zentrale Institutionen wie die Evangelischen Akademien in Hamburg und Bad Segeberg oder das Evangelische Zentrum Rissen wurden schon geschlossen. Die finanziellen Zuweisungen an die Kirchengemeinden werden ständig gekürzt. Und ab dem 1. Januar 2005 werden auch noch die Pfarrstellen in Wohltorf und Aumühle jeweils um 25 % gekürzt. Zum ersten Mal hat die Nordelbische Kirche einen Kredit aufnehmen müssen, um den laufenden Haushalt finanzieren zu können. Auf allen Ebenen muss gespart werden, das ist klar. Darum bin ich auch gespannt, wann die Nordelbische Synode endlich entdeckt, dass ein Bischof vielleicht billiger und sogar effektiver wäre als drei...
Auch die Wohltorfer Kirchengemeinde spart, wo sie kann. Seit Herr Waszik in den wohlverdienten Ruhestand gegangen ist, teilen sich hilfsbereite Gemeindeglieder die Küsterdienste bei Gottesdiensten und Amtshandlungen. Frau Kwak, unsere neue Sekretärin, wird zwar nur für 5 ½ Wochenstunden bezahlt, arbeitet aber oft die doppelte Zeit. Und viele Angebote und Anschaffungen der Kirchengemeinde – insbesondere die vielfältige Kirchenmusik von Frau Wiese – wären ohne großzügige Spenden von freigebigen Gemeindegliedern gar nicht möglich. Aber allmählich kommen die Grenzen der Sparmöglichkeiten in Sicht.
Die Kirchenvorstände Wohltorf und Aumühle haben bereits gemeinsam über verschiedene Möglichkeiten der Zusammenarbeit nachgedacht und einiges auch schon ausprobiert. Aber im Großen und Ganzen sind unsere Kirchenvorstände nicht bereit, die Selbständigkeit der Kirchengemeinden aufzugeben. Viele Menschen schätzen doch unsere intensive kirchliche Arbeit vor Ort, auch viele, die die offizielle Mitgliedschaft in der Kirche aus verschiedenen Gründen nicht eingehen wollen oder aus der Kirche ausgetreten sind, weil sie die Verwendung der anonym eingezogenen Kirchensteuer nicht nachvollziehen können. Sicher sind viele unter Ihnen, die die Arbeit vor Ort, wenn es nötig ist, direkt unterstützen wollen. Genau das soll jetzt leichter möglich werden. Der Kirchenvorstand ist dabei, einen Verein zu gründen, um weiterhin sowohl eine volle Pfarrstelle als auch die Qualität der kirchlichen Arbeit in Wohltorf finanzieren zu können. Unterstützern soll damit die Möglichkeit zu einer direkten Mitbestimmung über ihre Beiträge und Spenden gegeben werden. Wir überlegen auch die spätere Gründung einer Stiftung, damit unsere Gemeinde auch auf längere Sicht unabhängiger ihre Arbeit tun kann.

Über alle Fragen in diesem Zusammenhang möchten wir gerne mit Ihnen diskutieren. Deshalb laden wir Sie jetzt schon zu einem Diskussionsabend am Mittwoch, den 21. April um 20:00 Uhr ins Gemeindehaus ein.

Im Namen des Kirchenvorstandes
Ihr Pastor Erich Zschau

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Februar 2004

Liebe Gemeinde in Wohltorf und am Krabbenkamp,

Zwei Masken (Damen) im Gesprächin unserer Vorbereitungsgruppe für den Familiengottesdienst am 1. Februar kamen wir auf das Thema GERÜCHTE. Und wir merkten sofort: Das geht uns alle an. Damit haben wir alle unsere Erfahrungen. Uns allen fielen Beispiele ein, wie aus einer Mücke ein Elefant, aus einem Fussel ein verlaustes Monster wird. Dabei spielt die Lust an der Übertreibung eine große Rolle und unser Bedürfnis nach sensationeller Berichterstattung. Gerüchte werden gerne weitererzählt und aufgebauscht, um Spannung in den oft langweiligen Alltag zu bringen. Ähnlich verhält es sich mit komischen Erfahrungen aus unserem Alltag. Wenn wir davon erzählen, fügen wir schon mal die eine oder andere Kleinigkeit hinzu, um einen garantierten Lacherfolg zu erzielen. Die großen Klassiker des Humors, wie Charlie Chaplin oder Loriot zeigen uns immer wieder, wie sehr unser ganz alltäglicher Alltag voller komischer Situationen steckt. Das Geheimnis dieser Komiker ist allerdings, dass sie dabei über sich selbst lachen können, so dass deutlich wird, es geht um Menschliches - allzu Menschliches. Bei unserem Vorbereitungsabend über das Gerücht wurde auch viel gelacht. Die Gruppe wehrte sich gegen die Unterstellung, dass jedes Weitererzählen von Geschichten über andere gleich in die Kategorie „Klatsch und Tratsch“ einzuordnen sei. Austausch von Erfahrungen über andere Menschen kann auch Anteilnahme bedeuten und zeigen, dass man an anderen interessiert ist.
Allerdings ist die Grenze zum Klatsch und das Verbreiten von gefährlichen Gerüchten leicht überschritten, wenn man auf Kosten anderer lacht und ungeprüft Gerüchte weitererzählt. Was der Apostel Jakobus den Christen ins Stammbuch schreibt, ist schon beherzigenswert: „Die Zunge ist ein Feuer. Sie ist nur klein und bringt doch gewaltige Dinge fertig. Sie kann lauter Unrecht in die Welt setzen und den ganzen Menschen beschmutzen. Sie kann unser Leben von der Geburt bis zum Tod in Brand setzen. Denkt daran, wie klein die Flamme sein kann, die einen großen Wald in Brand setzt!“ (Jakobus 3, 2-12) Besonders gefährlich sind die Gerüchte, weil sie einer Gruppe Gelegenheit geben, sich auf Kosten anderer zu amüsieren und sich in Selbstgerechtigkeit zu sonnen. Darum ist es so wichtig, hier selbstkritisch zu bleiben und in Gruppen, in denen so gerne getratscht wird, immer mal wieder die Rolle des Infragestellers zu übernehmen. Eine wunderbare Gelegenheit, die so notwendige Tugend der Zivilcourage zu üben. Während unseres Gottesdienstes über das Gerücht fiel übrigens Julian (13 Jahre, Konfirmand) eine bemerkenswerte Geschichte zum Thema ein: Ein Mann hatte über seinen Nachbarn ein böses Gerücht in die Welt gesetzt und erlebte mit, wie es sich ausbreitete und dabei war, den guten Ruf des Nachbarn zu zerstören. Da rief er den Geschädigten an und wollte sich entschuldigen. „Gut,“ sagte der Nachbar. „Ich habe nur eine Bitte: Du kommst morgen Abend zu mir, um dich zu entschuldigen. Das muss gefeiert werden. Bitte bringe ein Huhn mit, das du zu Hause schlachtest und auf dem Wege zu mir rupfst. Dann kochen wir gemeinsam und feiern Versöhnung.“ Die reuige „Klatschbase“ war über die Einladung hoch erfreut, wenn ihm auch die Aufgabe seltsam vor kam. Aber er ging zu seinem Nachbarn und rupfte auf dem Weg dem toten Huhn die Federn aus. Der Nachbar begrüßte ihn lächelnd: „Das hast du gut gemacht,“ empfing er den Gast. „Nun habe ich nur noch einen Wunsch: Bitte sammle jetzt die Federn wieder ein, eine nach der anderen. Dann werden wir unser Versöhnungsmahl halten.“ Der Besucher war entsetzt: „Aber das geht doch nicht. Die Federn sind längst in alle Winde zerstreut. Ich kann sie unmöglich wieder zurückholen.“ Der verleumdete Gastgeber lächelte und zog die Augenbrauen hoch. Der Gast verstand...

Ich wünsche uns eine vorösterliche Zeit mit mehr Nachdenklichkeit und weniger Klatsch.
Ihr Pastor Erich Zschau

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Januar 2004

Liebe Gemeinde in Wohltorf und am Krabbenkamp,

Das neue Jahr ist noch jung und liegt wie ein unbeschriebenes Blatt vor uns. Aber die Terminkalender werden schnell gefüllt und legen die Zukunft fest. Aber noch lässt sich viel planen. Weichen werden gestellt. Ein Plan unserer Kirchengemeinde für das neue Jahr ist eine stärkere Aktivität im Bereich Kreativität, für Jugendliche und Erwachsene. Darum wird sich meine Frau verstärkt kümmern. Ihre Überlegungen teilt sie Ihnen hier mit:

„ Für mich ist jeder Neuanfang auch immer ein Anlass, meine Wahrnehmungsfähigkeit zu erneuern. Einen „frischen Blick“ auf die Wirklichkeit zu werfen, gewohnte Denkbahnen zu verlassen und Anregungen zu suchen. Am Anfang des neuen Jahres gab es ja herrliche Sonnentage. Aber manchmal wollte es nicht so richtig hell werden. Da haben wir uns einmal aufgemacht, um nach „Lichtblicken“ Ausschau zu halten. Wir wanderten und fuhren durch die neblig - trübe Landschaft. Die Farben schienen sich in die Erde zurückgezogen zu haben. Die Grautöne schlugen mir aufs Gemüt. Da schlug ich vor, nach Uelzen zu fahren und den Bahnhof, den Friedensreich Hundertwasser vor einigen Jahren umgestaltet hat, zu besuchen. Schon von weitem leuchteten die farbigen Säulen, bestehend aus glasierten Teilen, die wie große Amphoren aufeinander gesetzt waren, gekrönt von goldenen Kugeln. Es gibt so viel zu entdecken in diesem Ensemble von Türmen, Säulen, Bögen und Erkern. Die originell gepflasterten Böden sind nicht einfach eben, sondern immer wieder gewellt wie ein natürlicher Boden. Es gibt 1000 Entdeckungen zu machen auf dem Weg in oder durch den Bahnhof. Die sonst sehr funktional gestylten Hallen, Flure und Gänge sind anregend und überraschend gestaltet. Wie beiläufig begehen wir ein architektonisches Kunstwerk und werden von den wunderbar farblich abgestimmten Säulen begleitet, wandern mit den Augen an den wellenförmig gestalteten Ziegelwänden entlang. Beim Betrachten der vielen Details vergeht die Zeit des Wartens wie im Fluge.

Obwohl ich viel mit Farben umgehe, hat mich der Besuch auf dem Uelzener Bahnhof neu motiviert, viel mehr mit verschiedenen Techniken auszuprobieren. Besonders schön ist ja die Technik des Kachelmosaiks, die wir schon an Gaudis Architektur in Barcelona so bewundert haben. Hier ist eine Synthese gelungen von alten Formen und neuen stilistischen Elementen.

Hier wurde ich neu motiviert, mit Farben zu experimentieren. Ich habe große Lust, mit Jugendlichen und Erwachsenen in dieser Richtung Neues auszuprobieren.

Mit guten Wünschen zum Neuen Jahr
Ihre Gundel und Erich Zschau

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Dezember 2003:

Martin Luther auf Platz zwei!

Martin Luther auf Platz zwei!

Liebe Gemeinde in Wohltorf und am Krabbenkamp,

Seit vielen Monaten ist das ZDF damit beschäftigt, die „besten Deutschen“ mit Hilfe von Telefon- und Internet- Befragungen ausfindig zu machen. Eigentlich halte ich ja nichts von Medienspektakeln, die auf der Schiene des Infotainment abfahren. Aber hier war ich nun doch überrascht. Ich hätte nicht für möglich gehalten dass Martin Luther auf Platz Zwei der „Besten Deutschen“ gewählt würde. Auf der Suche nach „Unseren Besten“ kam eine erstaunliche Liste zustande, die zu denken gibt und durchaus Geschmack und Urteilsvermögen der Mitspieler beweist. Bahnbrechende Persönlichkeiten aus der deutschen Geschichte wurden vorgestellt und am Ende von Millionen von Fernsehzuschauern in eine „Rangfolge der Besten“ gewählt. Goethe und Einstein, Bach und Bismarck kamen unter die ersten Zehn. So viel Urteilsvermögen hätte ich dem Deutschen Fernsehpublikum gar nicht zugetraut. Besonders bemerkenswert scheint mir, dass auf die ersten Plätze Menschen gewählt wurden, deren weltgeschichtlicher Beitrag ohne ihren Glaubenshintergrund nicht denkbar wäre: Auf Platz eins erscheint unangefochten Konrad Adenauer, der sich um die Wiederherstellung der Anerkennung Deutschlands außerordentlich verdient gemacht hat, der in zähen Verhandlungen und kühnen Unternehmungen Deutschland aus der weltweiten Isolation und die letzten Kriegsgefangenen aus der Sowjetunion herausgeführt hat. Ohne seinen (katholischen) Glauben, der ihm Selbstvertrauen, Mut und Zivilcourage vermittelt hat, wäre sein Werk nicht denkbar. Noch viel mehr aber gilt das für Martin Luther, dessen Wiederentdeckung der Gnade Gottes die Basis seines lebenslangen Kampfes für Glaubens- und Gewissensfreiheit gewesen ist. Auch der Mut der Geschwister Scholl (Platz 4) wäre ohne ihren tiefen Glauben nicht denkbar. Und selbst Karl Marx wäre ohne seinen jüdischen Hintergrund nicht verständlich. Auch wenn er nicht mehr an Gott glaubte, so ist doch seine Philosophie im Kern die Umsetzung der biblischen messianischen Verheißungen in eine revolutionäre Strategie. Auch bei ihm kommt der Messias (das Proletariat) von ganz unten und soll die Erlösung der Menschheit aus Entfremdung und Unterdrückung bewerkstelligen. Auch Karl Marx ist ohne die Bibel nicht zu begreifen.
„Die Deutschen“ waren gefragt nach den beeindruckendsten Persönlichkeiten ihrer Geschichte und sie wählten auf die ersten Plätze lauter Menschen, die, bewusst oder unbewusst, vom jüdisch- christlichen Glauben bestimmt waren. Das gibt zu hoffen, dass in einer Welt, die äußerlich vor allem nach materiellen Werten und Lustgewinn trachtet, die wirklich wichtigen Dinge doch noch eine entscheidende Rolle spielen. Christlicher Glaube und die Kirche sind zwar längst nicht mehr so unangefochten akzeptiert wie in den ersten Jahrzehnten nach dem Krieg. Aber im Grunde weiß die Mehrheit der Menschen offenbar noch etwas von der Bedeutung des Daseins für andere, von Gerechtigkeit und Liebe, Solidarität und Einsatzbereitschaft für andere. Und gerade darum geht es ja auch zu Weihnachten: darum, dass die Liebe Gottes die Basis des Lebens ist, darum, dass sie uns begegnet nicht in der Übermacht unhinterfragbarer Autoritäten oder in der Überzeugungskraft blendender Rhetoriker, sondern in der Gestalt eines kleinen Kindes, das Liebe und Mitgefühl weckt, weil es selbst auf Liebe angewiesen ist. Ich wünsche Ihnen für die Advents- und Weihnachtszeit, dass Sie wieder etwas merken von der Bedeutung der Liebe in unserem Leben und dass es Ihnen gelingt, ein wenig Liebe und Freude zu verschenken.

Mit weihnachtlichen Grüßen
Ihr Pastor Erich Zschau

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